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Feldforschung und tourismus

Dr. Helmut Zolles (Geschäftsführender Direktor der Oesterreichischen Fremdenverkehrswerbung, Margarethenstr. 1, A‐1040 Wien)

The Tourist Review

ISSN: 0251-3102

Article publication date: 1 March 1984

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Abstract

Das Feld Die Feldforschung als Teil der empirischen Sozial‐forschung geht vom Begriff des “Feldes” aus, einem abgegrenzten Datenreservoir, zu dem sich der Forscher direkten oder indirekten Zugang verschaffen kann (NOWOTNY und KNORR 1975). Wesentlich für die Feldforschung ist die Tatsache, dass die empirischen Untersuchungen nicht in einer Laborsituation sondern in situ durchgeführt werden (WEIDMANN 1971) und eine Kontrolle über die Variablen nicht oder nur in beschränktem Umfang (beim Feldexperiment) möglich ist. Da selbst bei einem äusserst eingeschränkten Forschungsgegen‐stand die Fülle aller erfassbaren Daten unüberseh‐bar würde, ist es notwendig, das Feld vor Untersuchungsbeginn abzugrenzen, d.h. Hypothesen über die geographische, ethnographische, zeitliche und soziologische Begrenzung und eventuell auch über vorhandene Strukturen und ihre Dynamik zu bilden, die mit den Methoden der Feldforschung bestätigt oder falsifiziert werden. Feldforschung unterliegt damit auch den Regeln der Hypothesenbildung in den induktiv vorgehenden empirischen Wissenschaften, wogegen nicht spricht, dass Feldforschung, welche überwiegend qualitative Ergebnisse liefert, selbst wiederum für die Hypothesenbildung und die Formulierung von Fragestellungen auf einer nächsten Stufe der Feldforschung verwendet wird, die unter Umständen eher quantifizierbare Ergebnisse bringt. Das Feld ist die komplexe Wirklichkeit der sozialen Verhaltensweisen und Prozesse, die in ihre natürlichen Umweltbedingungen eingebettet sind und in zum Teil höchst komplizierten Interaktionsverhältnissen stehen. Den Feldbegriff gibt es in anderer Form in den verschiedensten Wissenschaftsbereichen, insbe‐sondere in der auf LEWIN zurückgehenden Gestalt Psychologie, nach der das Verhalten eines Lebewesens durch die Bedingungen des Feldes oder Lebensraumes, in dem es erfolgt, bestimmt wird. Das Verhalten ist somit die Funktion eines Feldes, das diese Person umschliesst und miteinbezieht (LEWIN 1951). Auch in den Sprachwissenschaften wird der Begriff des Feldes als ein System definiert, in dem ein Wort oder eine grössere sprachliche Einheit einen bestimmten Platz hat und aus dem heraus die Bedeutung des Wortes oder dieser sprachlichen Einheit erarbeitet werden kann (GECKELER 1971). Allen wissenschaftlichen Feldbegriffen ist gleich, dass es sich um einen Bereich von Daten und ihre dynamische Verknüpfung untereinander handelt, deren Struktur mit wissenschaftlichen Methoden herausge‐arbeitet und nach Möglichkeit sogar operational gemacht werden kann.

Citation

Zolles, H. (1984), "Feldforschung und tourismus", The Tourist Review, Vol. 39 No. 3, pp. 21-28. https://doi.org/10.1108/eb057903

Publisher

:

MCB UP Ltd

Copyright © 1984, MCB UP Limited

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